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Geschichte, Wesen , Gesundheit   und der Standard

Der Schapendoes [sprich: Schapeduss] ist der zotthaarige Hütepudel der niederländischen Heidegegenden. Er war als hochintelligenter, wendiger Arbeitshund im vorigen Jahrhundert bei den Schäfern dieser Gegend beliebt. Primär handelt es sich also nicht um einen Mode- oder Ausstellungshund. Dies sollte er nach den Vorstellungen seines "Retters", dem Kynologen und Publizisten P.M.C. Toepoel, auch nie werden. Die Hütehunde allgemein sind hochspezialisierte Arbeitstiere. Sie entstanden durch die meisterhafte Zuchtwahl der Schäfer und Hirten über viele Jahrhunderte.

Je nach den Bedürfnissen ihrer ursprünglichen Heimat sind Größe, Fell und auch zum Teil die Arbeitsweise unterschiedlich. Allen gemeinsam ist ihr großer Arbeitswille, ihr Hang zum selbständigen Arbeiten, ihr inniger Bezug zum Menschen und ihre große Bewegungsfreude. Um den Bezug zu dem Wesen dieser Hunde richtig aufbauen zu können, ist ein Blick in die Vergangenheit unerlässlich. So manche Verhaltensweise kann erst dann richtig gedeutet werden, und letztendlich ist man stolz, ein solch wundervolles Wesen sein Eigen nennen zu dürfen.

Wesen

Wesen

Als Hütehund besitzt der Schapendoes eine ganz enge Beziehung zum Menschen und wird versuchen, sich ständig in seiner Nähe aufzuhalten. Eine Zwingerhaltung ist aus diesem Grund unmöglich. Man kann den Schapendoes als lebhaften, aber keineswegs nervösen Hund bezeichnen. Er ist aufmerksam, fröhlich und außerordentlich intelligent. Da er stets zu Spaß und Spiel aufgelegt ist, stellt er den idealen Hund für Familien mit Kindern dar. Man sollte jedoch niemals vergessen, dass der Schapendoes noch vor wenigen Generationen ein Arbeitshund war. Er verlangt auch jetzt noch nach einer sinnvollen, abwechslungsreichen Beschäftigung.

Eine Runde um den Häuserblock ist für ihn nicht ausreichend, und ein großer Garten ist nicht unbedingt ein Ersatz für einen Spaziergang. Als sinnvolle Beschäftigung sind z.B. Formen des Hundesportes wie Agility oder Breitensport anzusehen. Auch als Rettungshund ist der Schapendoes durchaus zu gebrauchen (s.u.). Da die Rasse keinen großen Jagdtrieb besitzt, kann man ihn getrost frei laufen lassen, vorausgesetzt, er wurde gut erzogen, es ist gestattet und man befindet sich außerhalb der Gefahrenzone von befahrenen Straßen. 

Zwar kann ein aufgescheuchtes Rebhuhn oder ein fliehender Hase schon einmal kurz verfolgt werden, doch bei intakter Beziehung zu seinen Besitzern wird er sich nie weit von ihnen entfernen. 
Er ist auch ein idealer Begleiter für Jogger oder Radfahrer. Zur Erziehung sei angemerkt, dass er durch seine Intelligenz einerseits und seine Selbständigkeit andererseits eigentlich nur ein großes Maß an liebevoller Konsequenz braucht. Also, was verboten wurde, sollte heute und immer verboten sein! Harte Erziehung mit Strafen verträgt ein Schapendoes nicht; bei einem so sensiblen und intelligenten Hund ist sie auch vollkommen überflüssig. Mit positiver Verstärkung kommt man viel besser zum Ziel. Es kann jedem empfohlen werden, eine Welpenschule mit dem Hund zu besuchen.

Der Schapendoes erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Inzwischen wird er auch außerhalb seiner Heimat in den Niederlanden, in der Schweiz, Österreich, Frankreich, Finnland, Dänemark, Schweden, Belgien, Luxemburg und in Deutschland gezüchtet. 
Die Nachfrage nach diesem fröhlichen, langhaarigen Hund ist sehr viel größer als das Angebot. In Deutschland gab es im Jahre 1998 etwa 500 Tiere, die im VDH registriert waren. Der erste Wurf fiel in Deutschland im Jahre 1986. Sein fröhliches Wesen erobert die Herzen im Nu. Er ist aufmerksam, temperamentvoll und sehr intelligent. Da er stets zu Spaß und Spiel aufgelegt ist, kann man ihn als idealen Hund für Familien mit Kindern bezeichnen.

Als Hütehund möchte er stets dort sein, wo sich sein Herrchen oder Frauchen aufhält. Sozialkontakte gehören zu seinen Grundbedürfnissen. Dies macht ihn als Familienhund so wertvoll. Der Familie muss allerdings auch klar sein, dass man Lebensgewohnheiten, die diesem Bedürfnis entgegenstehen, soweit es möglich ablegen sollte. Schapendoezen – so der Plural von „Schapendoes“ – lernen sehr leicht und schnell. Ihre Intelligenz befähigt sie sehr schnell auszuloten, was bei dem einzelnen Familienmitglied möglich ist und was nicht. Hier setzt die Forderung nach der oben erwähnten Konsequenz ein. Diese sollte auch von Kindern, sobald sie dazu in der Lage sind, durchgehalten werden.

Es ist also nicht nur das knuddelige Aussehen unserer Schapendoezen, die sie so beliebt machen. Es handelt sich um eine Rasse mit großen sozialen Fähigkeiten, manchmal anspruchsvoll in der Erziehungsarbeit, die aber bei angemessener Selbsterziehung leicht zu meistern ist, und mit einer hohen Toleranzschwelle gegenüber seinem Umfeld.

Gesundheit

Gesundheit

Wir können uns glücklich schätzen, dass der Schapendoes eine recht rustikale, naturbelassene Rasse ist, die sich einer vergleichsweisen robusten Gesundheit erfreut, die für ihn als Hütehund bei der Arbeit in der niederländischen Heide auch Grundbedingung war.

Auch wenn der Schapendoes heute nur noch in den wenigsten Fällen zum Schafe hüten zum Einsatz kommt, ansonsten aber zu einem idealen Familienhund geworden ist, liegt es uns sehr am Herzen, seine Ursprünglichkeit beizubehalten. Es wäre sicherlich ein fataler Fehler, ihn zu einem fellbetonten Ausstellungshund oder einem faulen Sofatiger verkommen zu lassen.

Rassen gehen sehr häufig auf nur wenige Stammtiere zurück. Das verbürgt den gemeinsamen Typ, sorgt aber andererseits für genetische Verwandschaft und - das darf nicht verschwiegen sein! - für erbliche Probleme. Auch hier hat die leistungsbezogene Selektion holländischer Schäfer Positives bewirkt: im Vergleich zu den meisten anderen Rassen stellen erbliche Erkrankungen kein großes Problem dar.

Die Entwicklung genetischer Forschung in unseren Tagen hat nun die Möglichkeiten eröffnet, die sich die IGS zunutze macht. Auch wenn oder gerade weil diese Probleme in unserer Rasse keinen dramatischen Stellenwert haben, hat sich die IGS der Erforschung zweier genetischer Phänomene auf die Fahne geschrieben.

Im ersten Falle ist es schon 2007 gelungen, das Problem durch einen genetischen Test auszuschalten. Wir können froh und stolz sein: kein Schapendoes, der nach dem Zuchtreglement der IGS gezüchtet wurde, wird zukünftig an PRA erkranken! Doch auch bei dem zweiten Thema sind wir auf dem besten Wege: wir dürfen hoffen, in Kürze einen ähnlichen Test zu erhalten, der auch dieses Problem eliminiert. 

Progressive Retina Atrophie (=PRA)

Progressive Retina Atrophie ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von rezessiv vererbbaren Augenerkrankungen bei Hunden mit ähnlichem, klinischen Erscheinungsbild. Bei dieser fortschreitenden Erkrankung wird die Netzhaut (Retina) abgebaut und führt somit im Endstadium zur Erblindung. Der erste, beim Schapendoes diagnostizierte Fall datiert bereits aus dem Jahr 1972. Es ist also zu vermuten, dass die Mutation bereits vor dem Rasseaufbau vonstatten ging. Durch eine umsichtige Zuchtplanung traten in den frei folgenden Jahrzehnten relativ wenige Fälle auf. Eine Ausbreitung der Trägertiere war unvermeidbar. Der nun vorhandene Gentest wird dazu führen, dass die Mutation innerhalb weniger Generationen gänzlich aus der Rasse verschwunden ist.

Persistierender Ductus Arteriosus Botalli (=PDA)

Es handelt sich um den fehlenden Verschluss der fötalen Verbindung zwischen Körperschlagader und linker Lungenarterie, der sich normalerweise während oder kurz nach der Geburt schließt. Im Falle einer noch sehr großen Öffnung ist dies direkt hörbar (Maschinengeräusch). Generell sagt man, dass 0,5% bis 1% der gesamten Hundepopulation prinzipieller Träger kongenitaler (angeborener) Herzfehler sind. PDA ist durch eine Operation behebbar.

Durch den Ductus gelangt sauerstoffreiches Blut von der Hauptschlagader anstatt in die linke Herzkammer in die Lungenarterie. Dadurch werden sowohl Herz wie auch Lungengefäßsystem überlastet.

Wie erkennt man PDA?

Die Hunde sind weniger stark belastbar, ermüden viel schneller und neigen zu geringerem Wachstum. Da die Erkrankung in der Regel im frühen Welpenalter diagnostiziert wird, sind die Maßnahmen fast ausschließlich Züchtersache. Wenige, leichte Fälle werden erst später beim Neubesitzer auffällig.

Wie behebt man das Problem?

Analog zur gPRA wurde durch IGS-Mitglied, Herrn Dr. H. J. Jacobs, die Aufklärung der PDA auf molekularbiologischem Weg angestoßen. Die Untersuchungen, die an der Universität Bern vorgenommen werden, stehen noch ganz am Anfang.

Es ist dem Engagement der IGS zu danken, dass innovatorische genetische Forschung zum Besten der Rasse genutzt wird. Wir können nur hoffen, dass auch andere Rassen, die erheblich stärker belastet sind, davon profitieren werden.

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